Auf ihrer Abschlussfahrt nach Berlin besichtigten 21 Schülerinnen und Schüler der Klasse R10b das Reichstagsgebäude und den Plenarsaal des Bundestags. Eine Stunde lang nahm sich Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble Zeit, um mit den Mädchen und Jungen des Zeller Bildungszentrums Ritter von Buß zu sprechen.



Während des knapp einwöchigen Aufenthalts in der Bundeshauptstadt besuchte die Klasse mit ihren Lehrern Ulrike Riehle und Christian Schober auch das ehemalige Stasi-Gefängnis in Hohenschönhausen. In der DDR als »militärischer Sperrbezirk« hermetisch von der Außenwelt abgeriegelt, wurde die Haftanstalt des Staatssicherheitsdienstes nach dem Mauerfall im Originalzustand belassen und ist seit 1994 eine Gedenkstätte. Fast alle bekannten DDR-Oppositionellen waren in Hohenschönhausen inhaftiert. Von den brutalen Verhörmethoden und den harten Haftbedingungen konnten sich die Schülerinnen und Schüler bei der Führung selbst ein Bild machen. »Wir waren alle betroffen«, äußerte sich Christian Schober über das perfide System der politischen Verfolgung im SED-Staat.
Nachdem die Klasse im vergangenen Schuljahr im Rahmen eines Unterrichtsgangs das einstige Konzentrationslager »Natzweiler-Struthof« im Elsaß erkundet hatte, lag es nahe, sich an Ort und Stelle über das Holocaust-Mahnmal zu informieren.
Zu den erfreulicheren historischen Plätzen gehört ungeachtet der Turbulenzen im politischen Geschehen der Republik das Reichstagsgebäude, in dem die Schüler zu einem Abendessen mit Blick auf die Spree geladen waren. Danach erhielten sie eine Führung durch den Plenarsaal des Bundestags. Spätabends konnte man von der Kuppel des Gebäudes einen Rundumblick auf Berlin genießen.
Engagement von Jugendlichen ist wichtig
Am folgenden Tag wurden die Mädchen und Jungen von Bundestagspräsident Schäuble zum Abgeordnetengespräch empfangen. Es freue ihn besonders – so Dr. Schäuble – wenn Besuch aus der Ortenauer Heimat nach Berlin komme. Dann könne er auch ab und an in der Mundart reden. Im Gespräch mit der Klasse betonte Dr. Schäuble unter anderem, wie wichtig ihm das Engagement von Jugendlichen in der Politik sei. Das gelte auch für das »Fridays for Future«-Anliegen von Schülerinnen und Schülern, antwortete der Bundestagspräsident auf eine entsprechende Frage von Alina.
Robert wollte wissen, ob Dr. Schäuble an das Fortbestehen der Groko glaube oder von Neuwahlen ausgehe. Er sei davon überzeugt, dass die gewählte Regierung ihre Arbeit bis 2021 weiterführe, erklärte Dr. Schäuble. Auch eher Privates kam zur Sprache, etwa wie oft sich der Bundestagspräsident noch in der Ortenau aufhalte. Auf Nachfrage von Alessandro, ob er noch viel mit seinem Handbike unterwegs sei, verriet Dr. Schäuble, dass er am Wochenende vor dem Besuch der Klasse in Hornberg gewesen sei und von dort die gesamte Strecke zum Offenburger Wohnort mit dem Handbike zurückgelegt habe.
Obwohl die Gesprächszeit schon abgelaufen war, ließ es sich Dr. Schäuble nicht nehmen, ein Geburtstagsständchen anzustimmen, als er erfuhr, dass die Schülerin Fabienne just am Besuchstag 16 Jahre alt geworden ist. Gemeinsam sangen die Jugendlichen und der Bundestagspräsident »Happy Birthday«. Für die R10b und ihre Lehrer bestimmt ein unvergessliches Erlebnis. Darüber hinaus ein Beleg dafür, dass politische Bildung auch in einem kurzweiligen Gespräch stattfinden kann.