Mobbing in den sozialen Netzwerken ist auch in Zell a. H. bereits schulische Realität und dass viele Schülerinnen und Schüler rund um die Uhr online sind, ist ebenso eine Erfahrung von Schulsozialarbeiterin Samira Jilg wie der Lehrer am Bildungszentrum.
Das Thema in Form eines Theaterstücks für Siebtklässler anzugehen und in einer anschließenden Diskussion zu vertiefen, ist naheliegend und – wie die Resonanz zeigte – unbedingt notwendig. Von den Mädchen und Jungen der 7. Klassen der Werkreal- und Realschule haben fast alle ein Facebook-Profil, wie die Nachfrage der beiden Theaterpädagoginnen Monika Wieder und Laura Pletzer ergab.
Im Stück mit dem Titel »Von Menschen und anderen Mäusen« schlüpfen die Schauspielerinnen, die als Ensemble »SacramO 3D« in ganz Baden-Württemberg unterwegs sind, in unterschiedliche Rollen: »Das größte Problem sitzt immer vor dem Computer«, bringt Frau Spieß-Bürger alias Monika Wieder ihre Ablehnung der sozialen Netzwerke auf den Punkt, während Assistentin Frau Blicker alias Laura Pletzer überzeugt ist, dass Jugendliche Facebook, Instagram & Co. sinnvoll nutzen.
Louis gilt in seiner Klasse als Nerd und Loser, zockt stundenlang am PC und vernachlässigt Schule, Freunde und den Sportverein. Als Außenseiter wird er Opfer von Cyber-Mobbing-Attacken und schließlich von einer Gruppe Gleichaltriger verprügelt. Ein Film von dem brutalen Übergriff landet im Netz und wird dutzendfach »gelikt«. Nur Louis‘ ehemaliger Freund Joe macht sich Vorwürfe: »Was hätte ich nur tun können, damit es nicht so weit kommt? An wen soll ich mich wenden?« – Fragen, die sich auch unmittelbar an die jungen Zuhörer im Kulturzentrum richteten.
In einer weiteren Szene freut sich Tine über die vielen Möglichkeiten, die ihr das Internet bietet, wenn sie ihre Schularbeiten macht und Informationen für eine GFS sammelt. Ihre Freundin Lara nutzt Facebook lieber, um sich zu präsentieren. So fallen die beiden bald auf ein dubioses Angebot für ein Fotoshooting als Einstieg für spätere professionelle Filmaufnahmen herein. Allerdings lässt sich nur die anfangs eher skeptische Tine auf ein Treffen vor Ort ein. Was dort wirklich geschieht, bleibt offen. – Grund genug für die Schülerinnen und Schüler zum Nachdenken und ein guter Impuls für das nachfolgende Gespräch, das in den einzelnen Klassen stattfand.
Inwiefern nützen uns die sozialen Netzwerke? Wann bewegt man sich zu viel im Netz und wann und wie kann es zur Gefahr werden? Im Rückblick auf das Geschehen im Schauspiel und mit Bezug auf eigene Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler wurden viele Aspekte beleuchtet. Auch die Verrohung der Sprache durch den leichtfertigen Umgang mit Schimpfwörtern in den Medien wurde problematisiert. »Das Netz vergisst nichts«, gab Monika Wieder am Schluss zu bedenken. Deshalb sei Vorsicht geboten, was man von sich preisgibt oder über andere postet.
Die Brisanz des Themas wird auch im Schulunterricht – nicht nur der 7. Klassen – und in Zusammenarbeit mit Sozialarbeiterin Samira Jilg eine dauerhafte Beschäftigung mit Facebook & Co. zur Folge haben. Auch aus diesem Grund haben der Förderverein des Bildungszentrums und der Zeller Jugendclub das Theaterprojekt unterstützt.