Am Samstagabend war die vollbesetzte Hansjakob-Halle fest in Narrenhand. Rund sechzig Aktive brannten ein närrisches Feuerwerk ab, das keine Wünsche offen ließ. Zuvor zogen Narrenrat und Piratenkapelle zum Narrenbrunnen, erweckten den Hansel und neue Glashansel konnten in die Zunft aufgenommen werden. Vor der Hansjakob-Halle stellte die Feuerwehr den obligatorischen Narrenbaum auf.
»Vun friher bis hit, 111 Johr Nordracher Fasendzit« heißt das diesjährige Motto der Nordracher Fasend. Zunftmeister Rolf Stiewe erwähnte in seinem kurzen, in Versform gehaltenen Rückblick, dass im Jahre 1906 zum ersten Mal die Fasend gefeiert und ein Kurblatt herausgegeben wurde, das die Fahne der Narrenzunft ziert. Ab dem Jahre 1936 feierte die Kolonie eine eigene Fasend, 1939 erstmals mit einem Elferrat. Weitere Meilensteine waren danach die Gründung der Narrenzunft 1974, ein Narrentreffen mit Einweihung des Narrenbrunnens 1984 sowie weitere Narrentreffen zum 22- und 33-jährigen Bestehen der Zunft. Er überreichte daraufhin dem »Geburtstagskind«, in Person von Stefan Haas, eine alte Amtskette, die alte Nordracher Narrenkappe und stellte ihm einen Butler, Michael Welle, zur Verfügung. Die Zunfträte kamen auf die Bühne und sangen gemeinsam »Happy Birthday«.
Stefan Haas und sein Butler Michael Welle führten von nun an mit spritzigen Dialogen durch das Programm, Alleinunterhalter Klaus Glatz sorgte für die passende Musik. Zwischen den einzelnen Programmpunkten erschienen namhafte Gäste, um dem Geburtstagskind zu gratulieren, was dem Programm zusätzliche geistreiche Impulse gab.
Erstmals auf der Bühne stand die Ballettgruppe »Eleven up«, zu der sich im Laufe des Vortrags auch ein Glashansel einreihte. Erst nach einer Zugabe durften sie die Bühne verlassen, ein gelungener Auftakt. Der erste Geburtstagsgast war Johann Lafer (Bastian Bieser), der dem Geburtstagskind ein erlesenes mehrgängiges Menü servierte.
Welche Bank sollen wir jetzt überfallen?
Dann traten »Aldi Wieber« auf. Eine ältere Dame wollte in der Nordracher Sparkassen-Filiale noch schnell eine Million Euro einzahlen, bevor sie geschlossen wurde. Ein älteres, sich ständig streitendes Ehepaar beobachtete die Szene voller Neugier. Die reiche Dame erkannte den plötzlich hereinstürmenden Bankräuber und wurde von diesem sogleich erschossen. Auch die Ehefrau wurde erledigt, weil deren Mann angab, dass auch sie den Räuber erkannt habe. Es war nur ein kurzer Sketch, aber mit viel Witz und grandios gespielt. Das Resümee des Bankräubers: »Jetz´ hemmer kei Sparkass un kei Volksbank me, wen soll ich jetz überfalle?«
Zwei Reporter, Dietmar Unrau und Thurgau Müller (Björn Späth und Josef Bruder) berichteten danach, was sich im Dorf alles zugetragen hat. Die neue Ortsmitte sei gescheitert, alle Investitionen, die man wegen des Containerdorfs geplant hatte, mussten eingestellt werden. Sogar die Sparkasse werde deshalb geschlossen. Dorfleben gebe es nun nur noch unterhalb des Hauses 44. Trotzdem sei Nordrach noch gut aufgestellt mit drei Flughäfen, zwei Supermärkten, einem Münster mit Domgärtner und zwei geschlossenen Bäckereien.
Die nächsten Gratulanten waren Angela Merkel und Winfried Kretschmann (Rolf Stiewe und Markus Strauß). Kretschmann freute sich vor allem über das grüne Nordrach, in dem sogar die Häuser in dieser Farbe gestrichen werden. Die »Boygroup of Letscheck« war auf Safari und brillierte mit schönen Kostümen. Ein farbenfrohes Bild.
Die Gruppe HPC, der Hansel-Projekt-Chor, spielte das Märchen Schneewittle. Die böse Königin hatte einen Jäger beauftragt, das Schneewittle zu töten. Er setzte es aber im Nordracher Wald aus, wo es bis zur Kornebene kam, einen vergifteten Apfel aß und wie tot am Boden lag. Sieben Honsele fanden das Kind und trauerten um es. Da kam ein Prinz und, als die Bahre mit dem Schneewittle umstürzte, erbrach es den vergifteten Apfel und der Prinz nahm es zur Frau. Zu jeder Szene wurde ein passendes Lied gespielt, ein großartiger Vortrag, der viel Applaus erhielt.
Nun machte Usain Bolt (Marcel Laifer) dem Geburtstagskind seine Aufwartung. Auf einem Videofilm war zu sehen, wie Nordrach zu seinem Ruf als schnellstes Dorf der Welt wirklich kam. Ein Glashansele war unter den Läufern und kam natürlich als Erster ins Ziel.
Zum Abschluss des ersten Teils trat das Ballett »Rock’a’ Babes« auf. Die jungen Damen trugen ein tolles Leopardenoutfit mit Kopfschmuck und erwiesen sich als flinke und attraktive Tanzgruppe, die zu fetziger Musik eine temporeiche Darbietung bot. Auch sie gaben noch eine kurze Zugabe.
Ratschläge für den Bürgermeister
Nach der Pause hörte man Flugzeuggeräusche, dann einen Hubschrauber über die Halle fliegen. Es erschien Donald Trump (Thomas Granzow), begleitet von zwei Leibwächtern und einem Mexikaner. Bürgermeister Erhardt wurde auf die Bühne gebeten und erhielt nun zahlreiche Ratschläge. Der Präsident vermisste eine Landebahn und das Rathaus sollte zu einem Erhardt-Tower umgebaut werden. An der Gemarkungsgrenze zu Zell sollte eine Mauer gebaut werden, die natürlich die Zeller zahlen. Wer in Zell Lebensmittel einkauft, soll mit Strafzöllen belegt werden und Erhardt solle auch dafür sorgen, dass nicht nur die Geschäftsstelle der Sparkasse im Dorf bleibt, sondern sich dort die Hauptstelle ansiedelt.
Katrin Götze präsentierte wieder als Nachrichtensprecherin der »Tagesschau« die Neuigkeiten. Christian Feger und Claudius Welle übertrugen für alle Hörgeschädigten in die Gebärdensprache. Katrin Götze berichtete unter anderem vom Hallenpapst, der Sandra Zeferer in der Halle eingeschlossen habe. Auf dem Sportplatzgelände sei der Trikotkoffer der Damenmannschaft verloren gegangen, weil ihn die Sperrmüllabfuhr mitgenommen hatte. Das ASV-Clubhaus heiße nun »zum fliegenden Barhocker« und das Containerdorf leide unter der Sheriff-Salamander-Plage. Auf der Letscheck sei sogar ein Parkplatz für Betrunkene angelegt worden.
Der nächste Stargast war Helmut Kohl (Josef Bruder). Er gratulierte mit gereimten Versen. Auf der Videoleinwand wurde dann aber bewiesen, dass der Mauerfall nicht Kohl zu verdanken war, sondern nur mit Hilfe eines Glashanseles möglich wurde.
Instrumenteller Höhepunkt war der Auftritt der Blaumänner. Mirko Eggen, Julian Zimmermann und Florian Neumayer trommelten auf Abfallrohren, Plastikeimern und –flaschen, was das Zeug hielt. Höhepunkt war das Badnerlied, das sie mit Unterstützung von weiteren Musikern spielten, und der ganze Saal stand auf und sang lautstark mit. Mit »Stand by me«, gesungen von Thomas Fiebig, verabschiedeten sich die Blaumänner, unter tosendem Beifall des Publikums, eine starke Nummer!
Als letzte Gratulanten kam ein Hippie-Paar (Christian Karle und Johannes Rauer) auf die Bühne.
Der Auftritt von Dick und Doof (Josef Bruder und Björn Späth) war wieder eine Klasse-Nummer. Sie berichteten witzig und wortgewandt von vielen Vorkommnissen im Tal. So hatte man in der Kolonie rechtsradikale Schilder geortet und die Hochzeit von Bürgermeister Carsten Erhardt sei nicht rechtmäßig zustande gekommen, weil es keine Zeugen gegeben habe und kein Freibier. Josef Bruder war an diesem Abend zum 40. Mal als »Dick« auf der Bühne, eine großartige Leistung. Da für einen Auftritt jeweils sechs Proben notwendig seien, habe Josef Bruder in diesen 40 Jahren dabei 1.000 l Bier vernichtet, hielt ihm »Doof« vor.
Rassige und temporeiche Show
Den Schlusspunkt setzte wie immer LTG Männerballett. Einstudiert von Katrin Götze wirbelten die Männer im roten Mieder und Netzstrümpfen über die Bühne und boten eine rassige und temporeiche Show. Auch sie durften erst nach einer Zugabe die Bühne unter starkem Beifall verlassen.
Rolf Stiewe dankte allen Mitwirkenden, die einen Pin als Dank und Anerkennung erhielten. Mit großem Beifall bedankte sich das hochzufriedene Publikum bei den Aktiven auf der Bühne. Klaus Glatz spielte anschließend noch zum Tanz auf. Die Piratenkapelle stimmte ebenfalls noch einige Lieder zum Mitsingen an. Bis weit nach Mitternacht feierten die Besucher einen gelungenen Fasendauftakt.
Mitwirkende beim Nordracher Zunftabend
Moderation: Stefan Haas und Michael Welle.
»Eleven up«: Lisa Baumann, Amely Graf, Claudia Lehmann, Elena Lehmann, Lukas Lehmann, Verena Neumaier, Carina Schöner, Ruth Webering, Lena Weißer, Milena Welle, Emilia Zimmermann.
Aldi Wieber: Marika Gieringer, Johanna Hübel, Katja Merz, Sandra Zeferer, Erika Zimmermann.
Reporter: Josef Bruder, Björn Späth.
Boygroup of Letscheck: Andre Armbruster, Stefan Armbruster, Bernd Baumann, Heiko Baumann, Jan Baumann, Erwin Decker, Lothar Doll, Klaus Echtle, Thomas Fiebig, Dietmar Huber, Fabian Lehmann, Johannes Volk.
HPC: Barbara Essig, Hannah Essig, Marika Gieringer, Sebastian Hoffmann, Ansgar und Theresa Horsthemke, Johanna Hübel, Jaqueline Kempf, Heidi Lehmann, Katja Merz, Marlies und Thomas Oehler, Sandra Zeferer, Erika Zimmermann.
Rock’a’Babes: Selina Braun, Desiree Fiebig, Vera Granzow, Alisa Krumm, Tatjana Oehler, Cella Schöner, Selina Späth, Maresa Zimmermann.
Tagesschau: Katrin Götze, Christian Feger, Claudius Welle.
Blaumänner: Mirko Eggen, Florian Neumayer, Julian Zimmermann; Thomas Fiebig, Christian Körnle, Manfred Lehmann, Markus Lehmann, Oliver Vollmer.
Dick und Doof: Josef Bruder und Björn Späth.
LTG-Ballett: Andre Armbruster, Heiko Baumann, Jan Baumann, Christian Feger, Thomas Fiebig, Stefan Haas, Dominic Huber, Rolf Stiewe, Christof Walter, Claudius Welle, Florian Welle, Michael Welle. Leitung: Katrin Götze.
Musik: Klaus Glatz.