Überall im Land summen jetzt Drohnen über Felder und Wiesen. Die Kitz-Retter sind unterwegs. Ihre Mission: hilflose Rehjunge vor den Messern der Mähmaschinen zu bewahren. Impressionen eines Einsatzes in der Ortenau, bei der ein Zeller zum Schutzengel wurde.
Vier Uhr in der Früh. Die Nacht weicht der Dämmerung. Eine Rehgeiß sucht südlich von Ottenheim bei Lahr auf einer Wiese zwischen Altrhein und Oberdorfstraße nach einem sicheren Platz. Sie spürt, sie wird bald ihr Kitz gebären. Im hüfthohen Ackergras – keine zehn Meter vom Radweg nach Nonnenweier entfernt – bereitet sie ihr Lager.
30 Kilometer nordöstlich, in Gengenbach, klingelt der Wecker Georg Schilli aus dem Schlaf. Der Jäger schlüpft aus dem Bett direkt in seine Jagdklamotten. Statt zur Waffe greift er zum Koffer mit der Wärmebild-Drohne. Ein Blick aus dem Fenster stimmt ihn zuversichtlich: Die Nacht hat keinen Regen gebracht.
Für Sven Vollrath ist in Zell am Harmersbach die Nacht ebenfalls vorbei. Er trinkt eine schnelle Tasse Kaffee, steigt ins Auto und holt Georg Schilli ab. Er und Schilli gehören zur Kitzrettung Ortenau. Zusammen fahren sie nach Ottenheim.
Es ist Mai. In den kommenden Wochen werden er und seine Mitstreiter von der Kitzrettung Ortenau dutzende Male in aller Herrgottsfrühe aufbrechen, um möglichst viele Kitze vor dem Tod im Mähwerk zu bewahren. Sie machen das ehrenamtlich. Die meisten gehen nach den Einsätzen mit der Drohne ganz normal zur Arbeit.
Den kompletten Bericht und weitere Bilder finden Sie in der Print-Ausgabe der Schwarzwälder-Post.
Über die Kitzrettung Ortenau
In der Jägervereinigung Offenburg gibt es seit 2020 eine Rehrettungsgruppe. Die Mitglieder sind geschulte Drohnenpiloten. Manche sind aktive Jäger, aber es finden sich auch naturliebende Menschen aus anderen Bereichen unter ihnen. In Dutzenden Einsätzen retten sie unzählige junge Tierleben.
Das Netzwerk der Kitzrettung Ortenau wächst. Über den Arbeitsbereich der Jägervereinigung Offenburg hinaus erkennen immer mehr Jagdverantwortliche und Landwirte den Vorteil, den die Kitzrettung mit Wärmebilddrohnen mit sich bringt. Aktuell kann die Kitzrettung Ortenau drei Drohnen einsetzen. Das Angebot ist für Jäger und Landwirte kostenlos. Die Kitzrettung finanziert sich aus Spenden.
Jeder kann helfen
Stichpunkt: Rehkitzrettung in der Jägervereinigung Offenburg
IBAN: DE 25 6645 0050 0000 1160 13
Die Jägervereinigung Offenburg ist eine als gemeinnützig anerkannte Naturschutzvereinigung und kann Spendenbescheinigungen ausstellen.
Kitz gefunden – was tun?
Sieht man ein Kitz in der Natur, sollte man es keinesfalls anfassen und auch nicht lange in der Nähe bleiben. Die Geiß wird es nicht säugen, solange Menschen in der Nähe sind. Hört man ein Kitz längere Zeit fiepen oder klagen, ist der Griff zum Telefon angeraten, um den zuständigen Jäger zu informieren. Er weiß, was zu tun ist und kann alle notwendigen Schritte einleiten. Niemals sollte man ein Kitz streicheln oder gar mit nach Hause nehmen.
Seit über 40 Jahren werden in Baden-Württemberg Kitze mit Ohrmarken markiert. Die Wildforschungsstelle Aulendorf will so Langzeitdaten zur Ökologie des Rehwilds gewinnen. Durch die Marken können die Forscher nicht nur das genaue Alter der Tiere, sondern auch den Markierungsort ermitteln. Auch die Kitze, die bei dem Einsatz rund um Ottenheim gefunden wurden, haben solche Marken erhalten.