Geistig noch hellwach und fit feierte gestern Elvira Befort ihren 90. Geburtstag. Nach einem harten Leben ist sie gesundheitlich bewundernswert fit. Sie liest noch im hohen Alter die Zeitung. Schnupfen oder Grippe kennt sie nicht. Nur die Beine sind vom vielen Gehen in ihrem Leben müde geworden, aber mit dem Rollator ist sie immer noch gut auf Trab.
Elvira Befort ist als Russlanddeutsche an der Wolga geboren. Hier hatten ihre Eltern Haus und Hof und sie eine glückliche Kindheit. Doch 1941 kam ein schwerer Einschnitt in ihrem Leben. Von einem Tag auf den anderen musste sie wie andere auch ihr Dorf verlassen, auf Befehl von Stalin im asiatischen Kasachstan eine neue Heimat suchen und wieder ganz von vorne anfangen. 1944 kam für Elvira Befort der nächste harte Schicksalsschlag. Mit knapp 16 Jahren wurde sie mit anderen Wolgadeutschen zur berüchtigten Trudarmee (Arbeitslager) nach Sibirien hoch im Norden im russischen Polargebiet eingezogen. Viereinhalb Jahre rodete sie zusammen mit Männern und Frauen unter härtesten Bedingungen – an vielen Tagen bei minus 50 Grad Kälte – Wälder für den Bau von Bohrtürmen.
1948 kam sie wieder in ihre neue Heimat Karaganda zurück, wo ihre Eltern ein Haus in einem Dorf mit anderen Wolgadeutschen gebaut hatten. Elvira Befort heiratete noch im gleichen Jahr Alexander Befort und baute mit ihm zusammen ein eigenes Haus mit Landwirtschaft. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor. 1989 ließen Elvira und Alexander Befort zum zweiten Mal alles zurück. Sie siedelten mit ihrer großen Familie nach Deutschland um und kamen so über Osnabrück 1989 als eine der ersten Aussiedlerfamilien nach Unterharmersbach. Hier sie fühlt sich in ihrer behaglich eingerichteten Wohnung im Mehrfamilienhaus am »Adler« wohl. Es fehlt ihr an nichts und ihre Älteste, Emma Wink, kümmert sich rührend um sie. Jahrelang pflegte sie ehrenamtlich die Blumen am Hinterhambach und an der Adlerbrücke. Noch heute trauert sie um ihren Mann, den sie vor einem Jahr, einen Tag vor ihrem Geburtstag, zu Grabe tragen musste. Stolz ist die Jubilarin auf ihre zwölf Enkel und 16 Urenkel. Besonders freut sie sich, dass ihre Enkel einen Beruf erlernt und gute Arbeitsplätze gefunden haben. Und natürlich kann sie es nicht erwarten, bis alle am Wochenende zum Gratulieren und Feiern kommen. Die Glückwünsche der Stadt und Ortschaft überbrachten Bürgermeister Günter Pfundstein und Ortsvorsteher Hans-Peter Wagner.