Die Stadtkapelle Zell und ihr neuer Dirigent Stefan Polap passen zusammen. Das haben die 56-köpfige Blaskapelle und ihr musikalischer Leiter beim Cäcilienkonzert eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Variantenreich setzten sie gemeinsam das Motto des Abends »Die vier Elemente« in gehörfällige Klangfarben um. Im Zugabeblock präsentierte sich Dirigent Polap selbst als Solist und bot mit der Filmmelodie »Gabriella’s Song – Wie im Himmel« musikalische Gänsehautmomente.
Es herrschte gespannte Premierenstimmung am Samstagabend in der gut besuchten Ritter von Buß-Halle. Nicht nur Dirigent Stefan Polap leitete sein erstes Cäcilienkonzert sondern auch nicht weniger als acht Jungmusiker waren in die große Kapelle nachgerückt. Alle gemeinsam hatten sich eine spannende, musikalische Aufgabe gestellt: die Vertonung der vier Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft. Damit dies gelingen konnte, seien im Vorfeld des Jahreskonzerts intensive Gesamt- und Satzproben und ein Probenwochenende notwendig gewesen, bestätigte Vorstandssprecher Sebastian Grillich. Dabei habe Dirigent Polap die Musikerinnen und Musiker intensiv in den vier Grundelementen der Blasmusik geschult: Tempo, Stimmung, Dynamik und Rhythmus. Seine Vorstandskollegen Petra Kühnpast und Georg Heizmann überreichten dem neuen Dirigenten als Dank für seinen Einsatz ein Spiel.
Die Schöpfung der Welt
Das Ergebnis intensiver Probenarbeit konnte sich hören lassen. Mit der dramatischen Fanfare »The Benefaction from Sky and Mother Earth« eröffnete die Stadtkapelle das Cäcilienkonzert 2017. Danach stellte die Kapelle der Komposition »Der blaue Planet« die Bibelworte aus dem 1. Buch Moses voran: »…und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde… und siehe, es war gut.« Das Musikstück dazu ließ das Erwachen der Erde in sanften Klangfarben erscheinen, tanzte in eine gemeinsame Zukunft und steigerte sich zu einem bedrohlichen Mittelteil, um damit den bewussten Umgang der Menschen mit der Natur anzumahnen. »Der blaue Planet« findet seine Balance wieder und mündet in den finalen Glockenschlag von Heidrun Metzler. Was die Zukunft bringt?
Eine Hommage an Erde und Heimat ist auch das Stück Lignum. »Das Wort steht für Holz, das aus Bäumen gewonnen wird. Bäume symbolisieren die Kraft der Erde und sind ein Zeichen des Lebens«, erläuterten die beiden Moderatoren Amelie Dreher und Adrian Schmieder, die wieder sehr informativ und unterhaltsam durch das Cäcilienkonzert führten. In dem Titel »Lignum« sind sehr geschickt die beiden Volkslieder »Das Lieben bringt große Freud’« und »Ich weiß nicht, was soll es bedeuten« miteinander verwoben – ein besonderer Hörgenuss.
Dem Element Erde folgte das Element Wasser. Die Stadtkapelle nahm die Zuhörer mit auf die musikalische Reise auf »Die Etsch«, den zweitgrößten Fluss Italiens. Aus einem kleinen Rinnsal wird ein mächtiger Strom der letztlich in das Mittelmeer mündet und im Abendrot verschwindet. Perlende Klarinettenläufe von Nico Armbruster und gefühlvolle Querflötenklänge von Marlene Kühnhanss sorgten im Fluss des Wassers für besondere Klangmomente. Die Trommelwirbel der Percussiongruppe ließen die Stromschnellen der Etsch erahnen.
Von Mythen und Legenden
Mit »In the Stone« eröffnete die Stadtkapelle den zweiten Konzertteil und entfachte damit ein musikalisches Feuer. Die Reise durch die Elemente ging mit dem Titelsong des Abends »Songs of Earth, Water, Fire und Sky« weiter. Mit ihren solistischen Einlagen verliehen Roland Marx (Bariton), Amelie Dreher (F-Horn), Aurelia Wolters (Querflöte) und Maren Bachlmayr (Querflöte) diesem konzertanten Werk seinen besonderen Charakter. Nicht zuletzt verstärkte das aufwändig gestaltete Bühnenbild mit einem lodernden Vulkan und einem Segelschiff auch optisch die Inszenierung der vier Elemente.
Mit »Atlantis« ließ die Stadtkapelle den Mythos der versunkenen Stadt aufleben und mit »Hair« intonierte sie eine Legende der 1970-er Jahre. Lucia Isenmann gab mit ihrem Altsaxophon dem »Let the sunshine In« den passenden Groove. Moderator Adrian Schmieder erinnerte mit seinem lockigen Haarteil an die Hippies und die Popkultur, die diese Epoche prägten.
Musikalische Gänsehautmomente
Mit dem Medley aus »Hair« ging der Stadtkapelle Zell und ihrem Dirigenten Stefan Polap aber noch lange nicht die Luft aus. Rasant intonierten sie als erste Zugabe »Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten« und ließen die begeisterten Zuhörer mit dem Operetten-Marsch »Berliner Luft« schnuppern.
Mit der Filmmelodie »Gabriella’s Song – wie im Himmel« gab es im Zugabeblock einen weiteren Höhepunkt des Konzertabends. Stefan Polap übergab den Stab an Vizedirigent Robert Maier und intonierte auf seinem Flügelhorn sehr gefühlvoll die Titelmelodie des schwedischen Filmdramas. Harmonisch aufeinander abgestimmt boten Kapelle und Solist musikalische Gänsehautmomente, die mit stürmischem Applaus belohnt wurden. Erst das »Badner-Lied« – gespielt von der Stadtkapelle Zell und gesungen vom Publikum – setzte den Schlusspunkt unter einen rundum gelungenen Premiereabend.