Die Umfahrung der L 94 im Zuge der Baumaßnahme in Zell am Harmersbach bleibt während des zweiten Bauabschnitts im kommenden Jahr für Langholzfahrzeuge mit einer Überlänge von mehr als 21 Metern ungewiss. Am vergangenen Donnerstag teilte Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer mit, dass das Regierungspräsidium einer dauerhaften Tieferlegung der Bahnunterführung am Löcherberg nicht zustimmt.
In der öffentlichen Gemeinderatssitzung am Montagabend gab es von Gemeinderat Klaus Lehmann zunächst lobende Worte für Bürgermeister Siegfried Huber, für dessen Einwendungen bei der Bürgerversammlung in Unterharmersbach. Es sei notwendig gewesen, auf die Mängel bei der Planung hinzuweisen.
»Die erhoffte Entlastung durch die Tieferlegung der L 94-Unterführung am Löcherberg wird es nicht geben«, kommentierte Bürgermeister Siegfried Huber ein Schreiben der Regierungspräsidentin an den Ortenaukreis vom vergangenen Donnerstag und gab dies öffentlich bekannt.
Auswirkungen können nicht abgeschätzt werden
Regierungspräsidentin Schäfer schickt in ihrem Schreiben vorweg, dass die Kostenfrage nicht bestimmend für die Entscheidung gewesen sei. »Vielmehr ist meine Fachabteilung nach intensiver Abwägung zu dem Schluss gekommen, dass eine dauerhafte Tieferlegung der Unterführung am Löcherberg nicht lediglich als lokaler Eingriff gewertet werden kann.« Die Behörde befürchtet Verkehrsverlagerungen, insbesondere im Bereich des überregionalen Schwerlastverkehrs. »Die Maßnahme kurzfristig durchzuführen würde unserer Verantwortung für die gesamte Raumschaft nicht gerecht«, schreibt Bärbel Schäfer.
Zunächst solle abgewartet werden, ob für überlange Lkw in Unterharmersbach tatsächlich keine Umfahrung geschaffen werden könne. Ihre Fachabteilung gehe davon aus, dass durch geringfügige und temporäre Veränderungen an der Straße bei der Unterführung am Löcherberg eine Durchfahrbarkeit für nahezu sämtliche Langholzfahrzeuge ermöglicht werden könne. In Betracht komme dabei etwa die einbahnige Nutzung der höheren Fahrbahnseite unter der Brücke und das lokale Abfräsen der Fahrbahn. Eine dauerhafte Tieferlegung wäre dann nicht erforderlich. Details der temporären Maßnahmen wären durch konkrete Fahrversuche festzustellen. Hier sei die Straßenbauabteilung auf die konstruktive Mithilfe der betroffenen Unternehmen angewiesen.
»Eine einmalige Chance wurde vertan«
Auf Nachfrage unserer Zeitung bedauerte Zells Bürgermeister Pfundstein die Entscheidung des Regierungspräsidiums. »Hier wurde eine einmalige Chance vertan«, stellte Bürgermeister Pfundstein fest und zeigte sich verwundert, da die ursprüngliche Idee für die Tieferlegung vom Regierungspräsidium selbst gekommen sei. Jahrelang habe man die Beseitigung dieses Nadelöhrs gefordert, die nun an den Widerständen aus Oberharmersbach gescheitert sei. Bei den Begehungen im Sommer habe nicht nur die Stadt Zell, sondern auch die Renchtal-Gemeinden diese Maßnahme begrüßt. Auch für Unternehmen im hinteren Harmersbachtal würden sich kürzere Fahrwege eröffnen.
Nicht nachvollziehbar, so Bürgermeister Pfundstein, seien die Argumente der Umfahrungsgegner. Auf der einen Seite werde die Befahrbarkeit der Passstraße über den Löcherberg für den Schwerlastverkehr in Zweifel gezogen. Auf der anderen Seite würden nach einer Tieferlegung eine massive Verlagerung des Lkw-Verkehrs genau auf dieser Strecke befürchtet.
Pfundstein bezweifelte auch, ob das Problem wirklich so groß sei. Langholztransporte würden schon jetzt ihre kurzen Wege über den Berg finden. Als die Passstraße über den Löcherberg im Jahr 2016 komplett gesperrt war, wurden Waldwege für die Umfahrung genutzt.
»Bei der Entscheidung, ob die Tieferlegung der Unterführung am Löcherberg doch noch in irgendeiner Form umgesetzt wird, ist die Stadt Zell raus«, stellte Bürgermeister Pfundstein fest. Die Entscheidungshoheit liege beim Land Baden-Württemberg. Er bedauerte, dass man hier nicht gemeinsam nach einer Lösung gesucht, sondern nur gegeneinander argumentiert habe.