Groß war das Interesse am Vortrag von Generalkonsul Wolfgang Mössinger, der auf Einladung der Volkshochschule Zell und deren Leiterin Sibylle Nock am gestrigen Dienstagabend im Kulturzentrum »Obere Fabrik« über die politische Lage in der Ostukraine berichtet.
»Der Konflikt ist nach wie vor akut. Die Menschen brauchen Hilfe«, informierte Generalkonsul Wolfgang Mössinger, der das Deutsche Konsulat in der Stadt Dnipro leitet. Bewusst habe er seinen Vortrag unter die Überschrift »Im Osten nichts Neues« gestellt, denn wie im Roman »Im Westen nichts Neues«, der die Schrecken des 1. Weltkrieges schildert, verlieren im Ukraine-Konflikt weiterhin täglich Soldaten und Zivilisten ihr Leben.
Auch mit den Bildern, die Wolfgang Mössinger gestern Abend den Besuchern präsentierte, zeigte er eindringlich das Nebeneinander von Kriegsgeschehen und dem Bestreben der Menschen, ein möglichst normales Leben zu führen.
Die Situation habe die Bevölkerung völlig unvorbereitet getroffen, stellte Mössinger in seinem Vortrag fest. Das Gebiet, das die Separatisten mit Unterstützung von Russland unter ihre Kontrolle gebracht haben, ist etwa so groß wie Baden-Württemberg. Von den ehemals rund fünf Millionen Einwohnern sind dort noch ca. drei Millionen zurückgeblieben. Davon leben 800.000 Menschen im direkten Kriegsgebiet und dadurch in humanitärer Not. Der Friedensplan von Minsk werde nicht eingehalten, der vereinbarte Waffenstillstand wurde in der »ruhigen« Woche vor Weihnachten rund 3.000 Mal durch Gefechte verletzt.
Dennoch zeigte sich Generalkonsul Mössinger zuversichtlich, dass es mit politischer Unterstützung von Deutschland und Europa möglich sei, den Demokratisierungsprozess in der Ukraine erfolgreich weiterzuentwickeln. Und es sei ihm persönlich ein Anliegen aufzuzeigen, dass es sich lohne, sich für die Ukraine einzusetzen und dass das Land kein Fass ohne Boden sei. Viele internationale Organisationen, allen voran die Caritas, würden im Land wertvolle humanitäre Hilfe leisten.
Wolfgang Mössinger berichtete über eine ganze Reihe von Aktivitäten, mit der das Generalkonsulat und Deutschland die Menschen in der Ostukraine unterstützten. »Wir dürfen die europäischen Hoffnungen der Ukraine nicht enttäuschen«, rief Mössinger seinen Zuhörern zu und beantwortete eine ganze Reihe ihrer Fragen. Am Freitag wird der Zeller Generalkonsul zusammen mit seiner Frau Mairéad wieder an seinen Dienstsitz Dnipro reisen und dort seine Arbeit für die Ukraine fortsetzen.