Die Talgemeinden investieren momentan kräftig in die Infrastruktur. Nicht nur zahlreiche Bauprojekte werden angegangen. Im letzten Jahr wurde auch die »Breitband Ortenau« gegründet, um die Netzanbindung zu verbessern. Wie ist der Stand der Dinge in den unterschiedlichen Bereichen und welche Ziele sollen in Sachen Infrastruktur 2018 erreicht werden?
Die Gemeinde Oberharmersbach hat zeitgleich zwei große, kostenintensive Bau-/Sanierungsprojekte zu schultern: Der Umbau eines ehemaligen Handwerksbetriebs in ein neues Feuerwehrgerätehaus sowie die Sanierung des Rathauses. Da die Rathaussanierung innerhalb des förderrechtlichen Bewilligungszeitraums erst spät in Gang gesetzt wurde und die Förderbehörde nichtsdestotrotz auf eine zügige Erreichung der gesteckten städtebaulichen Sanierungsziele drängt, bedeutet dies eine finanzielle und logistische Herausforderung. Wir hoffen sehr und sind darauf angewiesen, dass die Fördermittel in der beantragten Höhe auch bewilligt und fließen werden. In Sachen Breitband gibt es, insbesondere in den Tallagen, bekanntermaßen noch Nachbesserungsbedarf. Aktuell werden die weiteren Schritte mit der Geschäftsführung der Breitband Ortenau GmbH & Co. KG abgestimmt.
Stichwort Fiprinol und Glyphosat, dazu der Wolf und das Bauernsterben – in der Landwirtschaft gab es im letzten Jahr eine Menge Aufreger und Skandale. Dieses Jahr kippte auch noch das Branntweinmonopol. Wie beeinflusst das die Stimmung?
Die Frage muss selbstredend natürlich mit »negativ« beantwortet werden. Ich hatte allerdings in der Kürze der Zeit seit meinem Amtsantritt noch keine Gelegenheit, mich über die lokalen Auswirkungen der genannten Themen im Detail auszutauschen. Das »Bauernsterben« ist übrigens kein Problem, das man jahresbezogen betrachten kann. Es ist daher eine langfristig angelegte Aufgabe – auch der Gemeinde – die Rahmenbedingungen für die örtlichen Landwirte optimal zu gestalten.
Seit der Bundestagswahl sind nahezu vier Monate vergangen und wir haben immer noch keine neue Regierung. Welchen Ratschlag würden Sie den Verhandlern bei dem neuen Versuch der Regierungsbildung am liebsten mit auf den Weg geben?
Nur das vom Verhandlungspartner einfordern, was man auch selbst zu geben bereit wäre.
2017 war lokal wie international ein ereignisreiches Jahr. Was hat Sie besonders bewegt?
Besonders bewegt hat mich natürlich, dass mir die Oberharmersbacher Wählerinnen und Wähler mit dem Ergebnis der Bürgermeisterwahl einen großen Vertrauensbeweis erbracht haben. International gesehen betrachte ich mit Sorge, dass es den Nationalstaaten in Europa in vielen wesentlichen Fragen an Einigkeit fehlt und die EU droht, wieder zu dem zu werden, das sie ganz zu Beginn einmal war, nämlich eine reine Zweckgemeinschaft auf wirtschaftlicher Ebene.
Seit 1. Januar sind Sie der neue Bürgermeister von Oberharmersbach. Was sind ihre ersten Vorhaben?
Wie oben schon beschrieben, obliegt es mir und meinem Team sowie dem Gemeinderat, die großen Bau- bzw. Sanierungsprojekte finanziell einigermaßen verträglich umzusetzen. Diese Aufgabe wird im Jahr 2018 und teilweise auch noch 2019 einen großen Teil der verfügbaren Zeit in Anspruch nehmen. Auch im Bereich der Wasserversorgung müssen wir aufgrund rechtlicher Anforderungen einzelne Vorhaben auf den Weg bringen, die bereits im Vorjahr eingeplant, aber nicht realisiert wurden. Da bis spätestens 31. Januar 2018 Fördermittel beantragt werden müssen, sind wir derzeit gehalten, sozusagen im »Eiltempo« einen genehmigungsfähigen Haushalt aufzustellen und mit den Behörden abzustimmen. Ein Planungsprozess, der in der Regel mindestens zwei bis drei Monate – eher länger – dauert, muss also in zwei bis drei Wochen abgewickelt werden. Natürlich wird es Ziel sein, neben den genannten Maßnahmen, das ein oder andere weitere Vorhaben, insbesondere dringende Sanierungs- und Erhaltungsmaßnahmen, beziehungsweise zumindest Vorlaufkosten hierzu, im Haushalt zu verankern. Die Priorisierung der Projekte obliegt, soweit keine gesetzliche Verpflichtung zur Umsetzung besteht, letztlich dem Gemeinderat.
Haben Sie Vorsätze fürs neue Jahr gefasst? Und wie sieht’s mit denen aus dem vergangenen Jahr aus?
Nachdem ich im Juni 2017 einen schweren Unfall hatte, der für mich gerade noch glimpflich ausging, habe ich mir persönlich abgewöhnt, für die Zukunft hochtrabende Vorsätze zu fassen.