Eine feierliche Atmosphäre umrahmte die Vereidigung des künftigen Bürgermeisters Richard Weith. Bürgermeisterstellvertreter Hubert Müller ließ am Montagabend in der ersten Gemeinderatssitzung des Jahres das künftige Gemeindeoberhaupt den Diensteid und das feierliche Gelöbnis nachsprechen und überreichte ihm, nach dem obligatorischen Handschlag, die Amtskette.
Manchmal dreht das (Berufs)-Leben eigenartige Pirouetten. Das eindeutige Votum der Wählerinnen und Wähler im vergangenen Oktober hievte bereits im ersten Wahlgang Richard Weith in der Gemeinde in den Chefsessel, wo er von 2002 bis 2009 als Leiter des Rechnungsamtes tätig war.
Schon lange nicht mehr fasste der Bürgersaal so viele Gäste. Ehrenbürger Otmar Ritter und sein Nachfolger Siegfried Huber mit seiner Gattin Agnes waren ebenso der Einladung gefolgt wie Vereinsvorstände, Gemeindebedienstete und die Familie Weith mit Ehefrau Anja sowie den Kindern Johanna, Daniel und David. Schnell waren die Tagesordnungspunkte der Gemeinderatssitzung abgearbeitet. Das Protokoll der Beschlüsse aus der letzten Sitzung war eine kurze Formalie, Bürger hatten wie auch der Gemeinderat nichts zu fragen und Bürgermeisterstellvertreter Hubert Müller wusste keine Bekanntgaben zu vermelden.
Feierliche Zeremonie
Das Klarinetten-Ensemble der Miliz- und Trachtenkapelle (Tobias Fritsch, Stephanie Isenmann, Jelske Isenmann und Michael Schneider) stimmte auf die feierliche Zeremonie ein. Bürgermeisterstellvertreter Hubert Müller wies in der erforderlichen Ausführlichkeit auf den Sachverhalt der Wahl und der Prüfung des Ergebnisses. »Wir wissen das Wohl der Gemeinde bei Ihnen in guten Händen«, erinnerte Müller nach der Verpflichtung an den eindeutigen Vertrauensbeweis des ersten Wahlganges. Müller hieß die Gattin des neuen Bürgermeisters Anja Weith mit einem Blumenstrauß willkommen. Das erste Geschenk an den Bürgermeister überreichten Sonja Wurth und Roland Buttgereit von der Bürgerliste. Eine Ratsglocke mit Klöppel soll künftig Diskussionen zu konstruktiven Ergebnissen lenken.
Vorab galt der Dank des Bürgermeisters all den helfenden Händen, die den Abend vorbereitet hatten. »Es freut mich, dass die Regierungsbildung in Oberharmersbach besser läuft als auf Bundesebene«, verglich Weith Lokal- und Bundespolitik und sorgte für Heiterkeit. Aber er weiß auch um die Bürde des Amtes. Um die anstehenden Aufgaben zu meistern, wünschte er sich genauso viele Zuhörer in den Sitzungen wie am heutigen Abend.
Die richtigen Weichen stellen
Zu der Veranschaulichung nahm er seine Gäste mit auf eine Zugfahrt. »Im Alltag gibt es einen Bahnhof, wo man einsteigt, ich bin auf einen fahrenden Zug aufgesprungen«, beschrieb er seinen ersten Amtstag am 2. Januar. Der Zug, das sei die Gemeinde, brauche einen Lokführer, das Personal müsse motiviert und qualifiziert sein, um sich stets aufmerksam um die Fahrgäste, eben die Bürger, kümmern zu können. Es gelte Weichen zu stellen und Signale zu setzen, dafür sei der Gemeinderat zuständig. »Nach Möglichkeit soll jede Strecke und jeder Bahnhof bedient werden«, umriss er die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger, die in ihren Wünschen anspruchsvoller seien und zunehmend kritische Fragen stellten, wie Entscheidungen zustande gekommen seien.
»Im Grunde sind wir aber noch immer bei der Dampfbahn« schloss Bürgermeister Richard Weith seine kurze Eisenbahngeschichte. Denn »Kohle im übertragenen Sinne« sei auch heute noch die Grundlage für Entscheidungen der Gemeinde. Daher müsse klar sein, dass nicht jeder Wunsch sofort erfüllt werden könne. Er lud aber alle Bürgerinnen und Bürger ein, an der »richtungsweisenden Zugfahrt« mitzuwirken.
Noch einmal setzte das Klarinetten-Quartett einen musikalischen Akzent, dieses Mal den heiteren für den Imbiss am kalten Büffet, das der Partyservice Kornmayer für die Gäste vorbereitet hatte und zu dem Oberharmersbacher Trachtenfrauen Getränke reichten.