Drei Kandidaten haben sich um das Amt des Bürgermeisters von Oberharmersbach beworben. Die »Schwarzwälder Post« will ihren Lesern die Möglichkeit geben, die Bewerber besser kennenzulernen. An allen drei Kandidaten haben wir einen gleichlautenden Fragenkatalog verschickt. Hier nun die Antworten von Diplom-Verwaltungswirt Richard Weith.
Fragen zu Ihrer Kandidatur
Wann haben Sie sich dazu entschlossen, in Oberharmersbach für das Bürgermeisteramt zu kandidieren? Und warum?
Die Entscheidung fiel im Laufe des Sommers. Ich bringe meines Erachtens sowohl in fachlicher, als auch in persönlicher Hinsicht alle Voraussetzungen und Kompetenzen für dieses Amt mit. Außerdem kenne ich durch meine frühere Tätigkeit in Oberharmersbach die örtlichen Strukturen, bin gleichzeitig aber lange genug weg gewesen, um jedem unvoreingenommen gegenüber zu treten und Entscheidungen vorurteilsfrei treffen zu können.
Welche Themen liegen Ihnen besonders am Herzen. Wofür möchten Sie besonders viel Zeit investieren?
Die anstehenden Aufgaben und Themen sind für sich gesehen und aus der Perspektive der jeweils Betroffenen alle von Bedeutung. Eine Rangfolge möchte ich deshalb nicht aufstellen. Wichtig ist mir aber, dass miteinander und nicht übereinander gesprochen wird und Sachthemen wieder in den Vordergrund rücken. Daran möchte ich intensiv arbeiten.
Fragen allgemein
Wie werten Sie das Ergebnis der Bundestagswahlen?
Erfahrungsgemäß führen große Koalitionen zu einer Stärkung der politischen Ränder. Diese These wurde durch die Bundestagswahl nun bestätigt.
Blick in die Welt: Welche Ereignisse und Themen in der Weltpolitik beobachten Sie besonders und warum?
Der schwelende Konflikt zwischen den USA und Nordkorea ist leider jeden Tag aktuelles Thema in den Nachrichten. Eine militärische Auseinandersetzung hätte weltweit weitreichende Konsequenzen.
Wie sehen Sie das E-Auto? Welche Fortbewegungsmittel sehen Sie in Zukunft?
Ich sehe e-Mobilität grundsätzlich positiv und gehe davon aus, dass Elektrofahrzeuge langfristig betrachtet die Fortbewegungsmittel der Zukunft sein werden. Allerdings hängt dies vom flächendeckenden Ausbau des Ladenetzes ab. Im Übrigen sei angemerkt, dass meiner Ansicht nach die e-Mobilität auch für die Gemeinde Oberharmersbach Thema sein sollte.
Fragen zu Oberharmersbach
Die Finanzlage der Gemeinde ist angespannt. Es stehen aber auch große Aufgaben bevor. Wie ist der Spagat zwischen Schuldenabbau und Investitionen zu schaffen?
Realistisch betrachtet, sind die finanziellen Eckpunkte für die kommenden Jahre schon gesetzt. Mit den bereits in Gang gesetzten Maßnahmen »Feuerwehrhaus« und »Ortskernsanierung« und den dafür erforderlichen Kreditaufnahmen ist der Gestaltungsspielraum begrenzt. Insofern gilt es, diese Maßnahmen nun zügig umzusetzen. Die Gemeinde verfügt zudem über keinerlei freie Rücklagen und ist stark von der Gewährung externer Zuweisungen abhängig. Umso wichtiger ist, dass die vorhandene Gewerbesteuerbasis erhalten und die Eigenfinanzierungskraft gestärkt wird. Als Bürgermeister möchte ich deshalb, unter Berücksichtigung der rechtlichen Vorgaben, die örtlichen Gewerbebetriebe in ihren Belangen unterstützen. Darüber hinaus müssen vorrangig die Pflichtaufgaben finanziert werden (z.B. Straßensanierung, Wasserversorgung, Breitband). In diesen Bereichen brauchen wir mehrjährige Konzepte, die Planungssicherheit schaffen. Meine Aufgabe bei der Gemeindeprüfungsanstalt ist es u.a., Haushalts- und Organisationsstrukturen auf ihre Stärken und Schwächen hin zu analysieren. Dies möchte ich mit Gemeinderat und Verwaltung frühzeitig tun, um ausgabeseitig oder organisatorisch eventuelle Einsparpotenziale offen zu legen.
Die Diskussion zwischen den politischen Lagern im Oberharmersbacher Gemeinderat ist lauter geworden. Wie empfinden Sie sie? Als produktive Streitkultur oder kontraproduktive, starre Standpunkt-Politik?
Ich finde es nicht so wichtig, dem »Kind einen Namen« zu geben. Viel wichtiger ist, dass den Beteiligten bewusst wird, wie sehr die momentanen Gepflogenheiten der Gemeinde schaden. Und zwar sowohl in der Außenwirkung als auch was die zügige Abwicklung der Projekte angeht.
Meinungs-, Konsens-, Lösungsfindung… Welche Werte sind Ihnen wichtig, bei Ihrer Arbeit in und mit der Verwaltung und den Gemeindegremien?
Die genannten Werte sind allesamt wichtig.
Windkraft und Wolf im Schwarzwald. Zwei Themen, die diskutiert werden. Ihre Standpunkte?
Bei diesen Themen gibt es keine »Schwarz oder-Weiß«-Betrachtung, da viele Interessen auszugleichen sind. Hier muss im Einzelfall immer ein Abwägungsprozess stattfinden, der von Fachleuten intensiv zu begleiten ist. Windkraft ist durch die nach Fukushima bundespolitisch initiierte Einleitung der Energiewende zwar inzwischen politischer Wille, sie darf aber in den Kommunen nicht reflexartig, nicht um jeden Preis und nicht ohne ernst gemeinte Einbindung der Betroffenen durchgesetzt werden.
Zum Thema »Wolf« äußere ich mich nicht, da ich ehrlicherweise nicht sachkundig bin. Ich bin aber davon überzeugt, in Oberharmersbach hierzu Personen mit Fach- und Sachkenntnissen vorzufinden.
Landwirtschaft und Tourismus sind für und in Oberharmersbach sehr wichtig. Wie sehen Sie deren aktuelle Lage? Wohin möchten Sie, dass die Reise geht?
Diese beiden Themen hängen untrennbar miteinander zusammen, denn ohne die wertvolle Arbeit der Landwirte würde die für den Tourismus elementar wichtige (offene) Landschaft nicht so aussehen, wie dies nun ist. Umso erfreulicher ist, dass die Landwirtschaft in Oberharmersbach nach wie vor stark vertreten ist. Doch hier ist Vorsicht geboten. Fehlende Hofnachfolger, Umstellung auf Nebenerwerb oder gar Hofschließungen machen auch vor Oberharmersbach nicht Halt. Ich möchte deshalb die Landwirtschaft in all ihren Belangen unterstützen. Welche Art der Unterstützung und Förderung zielführend und sinnvoll ist, muss mit den Landwirten vor Ort besprochen und letztlich am finanziell Machbaren ausgerichtet werden.
In meinen Gesprächen mit den Tourismusverantwortlichen habe ich erkannt, dass dort ein enormer Fundus an Ideen vorhanden ist. Meine Aufgabe als Bürgermeister sehe ich darin, diesen Ideen Gehör zu verschaffen und deren Realisierung zu begleiten. Die Entwicklung der Übernachtungszahlen in bestimmten Sparten kündigt einen Strukturwandel an, mit dem die Gemeinde über kurz oder lang umgehen muss. Was Oberharmersbach auf jeden Fall braucht, ist eine langfristig angelegte Tourismusstrategie, die nicht isoliert stehen darf, sondern mit einer noch zu erstellenden mehrjährigen Dorfentwicklungsplanung abgestimmt werden muss. Die Dorfentwicklungsplanung ist wichtig, um dem Strukturwandel begegnen zu können. Aus der Tourismusstrategie lassen sich neben der Natur weitere alternative Standbeine des Fremdenverkehrs entwickeln.
Wie möchten Sie Oberharmersbachs Attraktivität für junge Familien stärken?
Familien wünschen sich berechtigterweise ein Eigenheim. Die Flächengemeinden, insbesondere in der Rheinschiene, werfen derzeit viel Bauland auf den Markt. Baulanderschließung ist in Oberharmersbach aufgrund der topografischen Lage zwar schwieriger, aber machbar und aus meiner Sicht notwendig. Die Gemeinde muss hier nachziehen, den Bedarf ermitteln und kurz- bis mittelfristig bezahlbares Bauland bereitstellen.
Wichtig sind aber auch die »weichen Faktoren«, sozusagen das Lebens- und Wohnumfeld, insbesondere die Bildungs- und Betreuungsangebote. Das bereits vorhandene, gute Angebot in der Kinderbetreuung im Kindergarten »Sonnenblume« sollte deswegen gestärkt und bedarfsgerecht ausgebaut werden. Die Brandenkopfschule hat einen guten Ruf und ist damit ein weiterer Faktor, der die Entscheidung junger Familien begünstigt, sich in Oberharmersbach niederzulassen. Auch hier bedarf es einer stetigen, bedarfsgerechten Anpassung der außerunterrichtlichen Betreuungsangebote und sinnvolle Investitionen in die Ausstattung der Schule. Dies ist Aufgabe der Gemeinde als Schulträgerin.
Durch die Unterstützung der Vereine kann die Gemeinde außerdem dazu beitragen, dass Familien, insbesondere die Kinder, in die örtliche Gemeinschaft eingebunden werden und ihren sportlichen, musikalischen und anderen Neigungen nachgehen können.
Schließlich müssen auch ein funktionierender ÖPNV sowie ausgebaute Radwege vorhanden sein. Für diese Aufgaben und Ziele werde ich mich als Bürgermeister im Interesse der Attraktivität Oberharmersbachs einsetzen.
Was sind Ihrer Meinung nach Fragen, die die Kinder, Jugendlichen und Schüler von heute morgen an die kommunale Politik stellen werden? Und wie möchten Sie sie heute schon beantworten?
Egal, welche Fragen Kinder, Jugendliche und Schüler an die kommunale Politik stellen. Wichtig ist, dass wir auf alle Fragen Antworten haben und unser Tun, Handeln und Verhalten in der Zukunft ehrlich und schlüssig begründen können.
In Oberharmersbach selbstbestimmt bis ins hohe Alter leben: Nahversorgung, Hilfe und Pflege vor Ort. Welche Rahmenbedingungen sind wichtig und wie möchten Sie diese erhalten oder sogar ausbauen?
Betreutes Wohnen war in Oberharmersbach schon einmal Thema, wurde aber wieder verworfen. Ich stehe einem solchen Angebot grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber. Aufgrund der Haushaltslage schließe ich derzeit eine Umsetzung durch die Gemeinde in kompletter Eigenregie jedoch aus. Aber ich kenne aus anderen Gemeinden durchaus schlüssige, tragbare und z.T. auch altersübergreifende Konzepte unter Beteiligung Dritter, bei denen es sich lohnt, sie genauer zu betrachten. Vorausgehen muss einer solchen Maßnahme natürlich eine realistische Bedarfsermittlung.
In der Nahversorgung wird nach wie vor ein grundlegendes Markt- bzw. Discountersortiment im Ort angeboten. Darüber hinaus sind einige Direktvermarkter aus dem landwirtschaftlichen Bereich aktiv.
Für ältere, insbesondere bewegungseingeschränkte Menschen ist es aber oft schwierig, die Geschäfte und Hofläden zu erreichen. Ich sehe hier als mögliche Alternative beispielsweise einen Lieferservice, der ggf. in das Angebot des Vereins »Soziales Netzwerk e.V.« integriert und von der Gemeinde unterstützt bzw. gefördert werden könnte.
Hinsichtlich der Mobilität älterer Menschen spielt auch die Barrierefreiheit eine wichtige Rolle. Grundsätzlich muss sich jeder Verbraucher darüber im Klaren sein, dass letztlich sein Kaufverhalten mit darüber entscheidet, ob sich die örtlichen Geschäfte und Direktvermarkter halten können oder nicht.
Kultur und gesellschaftliches Miteinander werden – neben der Familie und den Schulen – auch in Vereinen gelernt und gelebt. Wie unterstützen Sie das Vereinswesen?
Das Vereinswesen kann in vielfältiger Weise unterstützt werden. Im Rahmen der Möglichkeiten natürlich finanziell, durch laufende Zuschüsse, aber auch projektbezogen durch Investitionszuschüsse. Darüber hinaus kann die Gemeinde, unter Beachtung der rechtlichen Vorgaben, zur Sicherung von Darlehensverpflichtungen der Vereine auch Bürgschaften übernehmen. In Frage kommt auch die kostenfreie oder ermäßigte Überlassung und Nutzung von gemeindeeigenen Grundstücken, Räumen und Gebäuden. Um die Vereinsförderung auf objektive, gerechte und transparente Beine zu stellen, sollten zu Art und Umfang der Förderung entsprechende Richtlinien erlassen werden.
Oft machen die kleinen Dinge das Leben so richtig schön. Haben Sie schon eine besondere Idee, die Sie hier für Oberharmersbach verwirklichen wollen?
Zu den kleinen Dingen, die das Leben schön machen, gehören für mich eine schöne Tasse Kaffee und ein leckeres Stück Kuchen. Ich würde mich deshalb freuen, wenn die Ortsmitte bald wieder durch ein Café bereichert sein würde. Der Bürgermeister kann aber hier nur unterstützend tätig sein, was ich natürlich gerne tun würde.
Schlussfrage
Sie haben sich um das Bürgermeisteramt in Oberharmersbach beworben? Wie sehen Sie die Gemeinde in acht Jahren nach ihrer ersten Amtsperiode?
Der Bürgermeister entscheidet nicht alleine darüber, ob und wie sich eine Gemeinde entwickelt. Das ist jedenfalls nicht mein Selbstverständnis von diesem Amt. Die Bürgerinnen und Bürger haben sehr oft sehr gute Ideen, Vorschläge und Fähigkeiten, die eine Gemeinde nach vorne bringen. Als Bürgermeister betrachte ich es als meine Aufgabe, diese Ideen ausfindig zu machen, die Menschen dazu zu ermutigen, sich einzubringen und die Rahmenbedingungen zu schaffen, die Oberharmersbach benötigt, um sich positiv zu entwickeln. Mit dieser Absicht ausgestattet, bin ich davon überzeugt, dass die Gemeinde nach acht Jahren zukunftsfähig aufgestellt sein wird.
Steckbrief/Persönliches:
Alter und Familienstand?
Verheiratet, 3 Kinder
Schule und Berufsausbildung?
Abitur; Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl, Diplom-Verwaltungs- wirt (FH)
Hobbys?
Joggen, Schwimmen, Wandern, Schrebergarten, Akkordeon, Lesen
Ihre Lieblingsspeise?
Manches, was andere nicht unbedingt mögen: z.B. Saure Nierle, Eisbein, Sulz, aber auch ganz »normale« Speisen, wie z.B. Maultaschen
Ihr Lieblingsgetränk?
Frisches Quellwasser (selbst- gezapft aus heimatlicher Quelle)
Ihre Lieblingslektüre?
Zuletzt »J. Robert Oppen- heimer – Die Biographie« von Kai Bird und Martin Sherwin
Ihr liebstes Reiseziel?
Das Meer
Welcher Persönlichkeit möchten Sie in Ihrem Leben gerne einmal begegnen?
Mir selbst im Alter von vielleicht 80 Jahren, um fragen zu können: »Hast Du alles richtig gemacht?«
Wenn Sie 24 Stunden geschenkt bekommen, wie würden Sie diese Zeit verbringen?
Mit meiner Familie