Die Narren haben in diesen Tagen Nordrach fest in ihrer Hand. Nach dem großartigen Narrentreffen am letzten Januarwochenende fand am vergangenen Samstag nun ein weiterer Höhepunkt statt, der Zunftabend.
Die Hansjakob-Halle war närrisch geschmückt und fast bis auf den letzten Platz besetzt. Rund siebzig Aktive brannten ein närrisches Feuerwerk ab, das die Lachmuskeln der Besucher gehörig strapazierte. Zuvor zogen Narrenrat und Piratenkapelle zum Narrenbrunnen, erweckten den Hansel und sieben neue Glashansel baten um ihre Aufnahme in die Narrenzunft.
»Mit Walt Disney werden Träume wahr bei uns im Jubiläumsjahr« heißt das diesjährige Motto der Nordracher Fasend. Zunftmeister Rolf Stiewe eröffnete den Zunftabend, dankte mit gereimten Worten allen, die zum Gelingen des Narrentreffens beigetragen hatten, und kündigte als Moderator des Abends Thomas Gottschalk (Stefan Haas) an. Dieser suchte zur Moderation eine zweite Person, eine Blondine sollte es sein. Und tatsächlich fand sich eine Frau mit langen, blonden Haaren ein und stellte sich als Michelle Hunziker (Michael Welle) vor. Zusammen führten sie mit spritzigen Dialogen, Witzen und allerlei Lebensweisheiten durch das Programm. Die Zeit zwischen den Programmpunkten wurde kurzweilig mit Walt-Disney-Stars und selbst gedrehten Kurzfilmen überbrückt.
Hilfe von Robin Hood
Einen schwungvollen Auftakt bot die Ballettgruppe 11‘up (Eleven up) mit zwei Glashansel in ihren Reihen. Nicht elf, sondern siebzehn Tänzerinnen wirbelten über die Bühne. Erst nach einer Zugabe durften sie die Bühne verlassen. Und es ging Schlag auf Schlag weiter. Auf der Leinwand ritt Robin Hood durch den Nordracher Wald. Es gelang ihm, den Reichen im Dorf Geld abzunehmen und den Armen, also dem Nordracher Bürgermeister, für die notleidende Gemeinde zu übergeben.
Dann erfuhren die Zuschauer, warum es beim Rathausumbau nicht vorangeht. Auf der Baustelle übertrafen sich die Bauarbeiter gegenseitig an Ungeschicklichkeiten und zum Höhepunkt landete Bauarbeiter Christof Walter kopfüber in einer Betonmaschine. Da konnte Magdalena Späth von der Bauaufsicht nur feststellen, »eine Baustelle voller Deppen!«
Winnie Pooh, der Bär, dargestellt vom Flacke-Sepp, konnte man nicht glauben, dass er nur Honig schleckt, bei seiner Körperfülle. Und richtig, am Schluss bestätigte der Bär: »Lieber e Buch vum Esse als e Buckel vum Schaffe«.
Katrin Götze hatte wieder spitzfindige Recherchen angestellt und berichtete gewohnt seriös über viele Nordracher Vorkommnisse als Nachrichtensprecherin in ihrer »Tagesschau«, nur »in Oberharmersbach und Gengenbach war nichts los«. Christian Feger und Claudius Welle übertrugen die Nachrichten für alle Hörgeschädigten in die Gebärdensprache.
Auf die Schippe genommen
Ein absoluter Höhepunkt war der Auftritt der »Aldi Wieber«. Fünf Frauen standen im Lebensmittelgeschäft Herbrik vor der Kasse. Ihr Ruf »Bruno, moch endlich d’Kass uff«, blieb ungehört. Köstlich, wie die Wieber die Ungeduld und Schläue von einigen Kunden darstellten. Ein Riesenapplaus war ihr verdienter Lohn.
Dick und Doof (Josef Bruder und Björn Späth) sind seit Jahren ein eingespieltes Team und nahmen sich und andere auf die Schippe – gleich zweimal, vor und nach der Pause. Sie berichteten witzig und wortgewandt von vielen Vorkommnissen im Tal. So könne man im Clubheim mit Heuballen bezahlen und sie beide müssten einen Charakter haben wie ein Stuhl, »wir müssen mit jedem Arsch klarkommen!«
Den Schlusspunkt vor der Pause setzte das LTG-Männerballett. Einstudiert unter der Leitung von Katrin Götze wirbelten die Männer als Krankenschwestern über die Bühne und boten eine temporeiche Show. Auch sie durften erst nach einer Zugabe die Bühne mit viel Beifall verlassen.
Einen besonderen musikalischen Auftritt boten die »Blaumänner«. Ihre Instrumente? Weder Geige noch Cello, weder Klarinette noch Saxophon. Sie waren alle nur aus Plastik: Abwasserrohre, Eimer, Flaschen und Röhrchen. Die Blaumänner konnten tatsächlich darauf Melodien trommeln und ließen sogar eine Abwasserrohr-Zugposaune erklingen. Einfach genial.
In einem Kurzfilm fand Christian Karle endlich seine Traumfrau (Thomas Fiebig), eine Meerjungfrau! Zu der Melodie »Resi, ich hol dich mit dem Traktor ab«, präsentierte er sie auf der Bühne.
Nordrachs Kragenweite
Die Gruppe HPC, der Hansel-Projekt-Chor, spielte »Ein Hut für alle Fälle«. Sie formten ihre weißen Kragen immer wieder um und benutzen sie in vielfältiger Art und Weise, auch als Kopfschutz, Nonnenhaube, Rettungsring, Paddel, Babylatz oder Napoleonshut. Zu jeder Szene wurde ein passendes Lied gespielt. Ein großartiger Vortrag, der sehr viel Applaus erhielt.
Stefan Haas und Johannes Rauer würdigten danach die Verdienste von Sandra Zeferer, die schon seit 26 Jahren als Kassiererin der Narrenzunft tätig ist.
In einem weiteren Kurzfilm kam ein nächtlicher Raubüberfall auf den Lebensmittelmarkt Herbrik ans Tageslicht. Die Täter konnten glücklicherweise gefasst werden und waren im letzten Programmpunkt zu sehen.
Die jungen Damen des Balletts »Rock‘a‘Babes« traten als Sträflinge in Latzhosen auf und legten einen tollen Rock‘n‘Roll auf die Bühne. Auch sie durften erst nach einer Zugabe die Bühne verlassen.
Alleinunterhalter Felix Huber spielte anschließend zum Tanz auf. Die Piratenkapelle intonierte ebenfalls noch einige Lieder zum Mitsingen. Bis weit nach Mitternacht feierten die närrischen Besucher die Nordracher Fasend.