Die Breitbanderschließung des Bereichs Nordrach-Nord wird in den nächsten 18 Monaten durch die Telekom Deutschland durchgeführt. Dadurch erhalten 99,4 Prozent der rund 150 Haushalte in diesem Gebiet schnelleres Internet mit mindestens 30 Mbit/s. Für 92,3 Prozent der Haushalte soll die Datenübertragungsrate auf mindestens 50 Mbit/s steigen. Für einige Anwesen in den Außenbezirken wird es aufgrund der großen Entfernungen aber nur geringere Verbesserungen geben.
»Die Breitbanderschließung steht bei der Gemeinde ganz oben auf der Agenda«, betonte Bürgermeister Carsten Erhardt in der öffentlichen Gemeinderatssitzung am Montag. Bereits vier Ausschreibungen hat die Gemeinde durchgeführt, ist aber drei Mal an den Bundesauflagen bzw. an den Marktbedingungen gescheitert. Erst die vierte Ausschreibung brachte nun ein verwertbares Ergebnis. Allerdings gab es mit der Deutschen Telekom nur einen Anbieter, der sich der Aufgabe stellt, das Glasfasernetz entlang der Talstraße bis nach Nordrach-Kolonie auszubauen.
Extrem schwierige Bedingungen
Seit sieben Jahren arbeitet die Gemeinde Nordrach bei den Planungen für das schnellere Internet mit der Firma Breitbandberatung Baden-Württemberg zusammen. Deren Geschäftsführer Thilo Kübler erläuterte dem Gemeinderat die vorhandene Infrastruktur und die geplanten Maßnahmen. Sowohl durch die Geologie als auch durch die Topographie ergeben sich extrem schwierige Bedingungen. Schon nach dem Dorf sinkt die Datenübertragungsrate deutlich. Sieben Kilometer in der Kolonie weiter beträgt die Datengeschwindigkeit keine 1 Mbit/s mehr. Grund dafür ist zum einen die Länge der Kupferkabel, zum anderen, dass nur zwei Kabelverzweiger für diesen Bereich zur Verfügung stehen. Außerdem sei das Kabelnetz in den letzten 60 bis 70 Jahren gewachsen und deshalb alles andere als ideal.
Die neuerliche Ausschreibung für den Breitbandausbau erfolgte nach dem Deckungslückenmodell, das bedeutet, dass die öffentliche Hand einen Zuschuss vergibt und ein privatwirtschaftlicher Betreiber die Versorgung herstellt. Eine Bundesförderung ist möglich, wenn die Deckungslücke über der Bagatellgrenze von 100.000 Euro liegt.
Das von der Telekom Deutschland eingegangene Angebot sei verfahrenskonform, informierte Thilo Kübler das Ratsgremium. Die Deckungslücke beträgt 51.660 Euro. Mit der Bezahlung erwirbt die Gemeinde kein Eigentum. Außerdem muss die Gemeinde kostenfrei die Leerrohre zur Verfügung stellen, die beim Ausbau der Nahwärmeleitung bereits im Erdreich verlegt wurden.
Die Telekom wird darin das neue Glasfaserkabel verlegen. Ergänzend zu den zwei vorhandenen Kabelverzweiger-Stationen wird sie zwei weitere aufbauen. Alle vier Stationen werden mit der sogenannten MSAN-Outdoor-Technik ausgestattet. Außerdem muss auf einer Länge von 220 Metern mittels Tiefbau noch ein neues Leerrohr zur Aufnahme von Glasfaserkabeln eingebracht werden.
Bau innerhalb der nächsten 18 Monate
Mit den geplanten Maßnahmen soll die Versorgungsqualität im Bereich Nordrach-Nord mittels VDSL-Vectoring auf Bandbreiten bis zu 100 Mbit/s im Download erreicht werden. 99,4 Prozent der Haushalte sollen mindestens 30 Mbit/s im Download und 9 Mbit/s im Upload zur Verfügung stehen. Für 92,3 Prozent der Haushalte sollen diese Werte sogar bei 50 bzw. 10 Mbit/s liegen. Der Realisierungszeitraum wird auf 18 Monate ab Zuschlagserteilung festgesetzt.
Trotz der guten Prognosen blieben im Ratsgremium auch Zweifel. »Alle Haushalte können wir nicht erreichen«, bedauerte Bürgermeister Erhardt. Dennoch sei es ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Gemeinderat Günter Eble forderte, dass die Baumaßnahme durch einen neutralen Sachverständigen überwacht werde. Er erinnerte daran, dass beim Netzausbau im Untertal einige Probleme und Unstimmigkeiten aufgetaucht seien.
Auch aus den Reihen der Zuhörer, zumeist Anwohner aus dem Ortsteil Kolonie, gab es Fragen an den Fachmann, wie man künftig von der neuen Breitbandtechnik profitieren könne. Bei der Aussprache wurde deutlich, dass die Funklösungen, die aktuell in Nordrach angeboten werden, eher schlecht als recht funktionieren und nichts für die Dauer sind.
Bürgermeister Erhardt informierte, dass die Gemeinde Nordrach Mitglied in der Gesellschaft Breitband Ortenau ist. Die jetzt geplanten Maßnahmen würden dem jedoch nicht widersprechen und seien der schnellste Weg, für die Anwohner in Nordrach-Nord Verbesserungen in Sachen schnelles Internet zu erreichen. Letztlich sprach sich der Gemeinderat einstimmig für die Auftragsvergabe und den damit verbundenen Deckungsbeitrag aus.